2. November 2015

Ein Tag wie jeder andere...


Ein Tag wie jeder andere


Ein Tag wie jeder andere beginnt... 

ich habe relativ flexible Zeiten zu denen 
ich jeden Morgen bei der Arbeit auftauche 
und ich muss sagen, es ist immer sehr stressig 
morgens, bis ich überhaupt bereit bin 
mich anzuziehen, Zähne zu putzen und den eklig 
nassen Waschlappen mag ich auch nicht 
besonders gerne. Aber es muss wohl sein...  
Eigentlich frühstücke ich immer auf der Arbeit, 
aber ich kann es morgens kaum erwarten trotzdem 
eine Banane, ein trockenes Brot oder einen 
leckeren Keks zu essen - 
manchmal auch alles gleichzeitig. 
Man weiß ja nie welches Essen mir auf der Arbeit
aufgetischt wird. 

Je nach Tageslaune komme ich dann gut 

oder manchmal auch sehr schlecht in der Arbeit an. 
Meine Kollegen und auch meine Arbeitgeber 
freuen sich immer sehr mich zu sehen. 
Das macht es mir aber manchmal auch nicht 
leichter den langen Tag durchzuhalten.
Dann beginnt das Frühstück mit dem gesamten Team. 

Es ist manchmal sehr chaotisch aber auch lustig. 
Und das Essen schmeckt gar nicht so übel 
wie ich es morgens befürchtet hatte. 
Also esse ich nochmal so viel, wie in mich 
hinein passt bis mich meine Arbeitgeber
zur ersten Tätigkeit beauftragen oder 
meine Kollegen mich animieren 
endlich mit der täglichen Arbeit anzufangen. 

Ich arbeite hier sehr gerne, ich konstruiere, 
baue, bin kreativ tätig, kümmere mich um meine 
jüngeren Kollegen, hole mir häufig Rat bei 
meinen Arbeitgebern und versuche meine kommunikativen 
und sozialen Fähigkeiten immer mehr auszubauen.
Häufig gibt es auch Diskussionen im Team, 
meine Kollegen werden sehr schnell laut und 
leider auch nicht selten handgreiflich. 
Zum Glück schreiten hier dann meine Arbeitgeber 
sofort ein, so dass nichts Schlimmeres passiert. 
Aber da wir 10 Arbeiter auf sehr kleinem Raum sind 
und wenig Möglichkeiten haben uns auszuweichen 
und alle meist gleichzeitig den selben Arbeitsauftrag
ausführen wollen, kommen solche Auseinandersetzungen 
eben vor. Und so komisch es klingen mag, 
hierbei lernen wir sogar nach und nach den 
richtigen Umgang miteinander und ich vermute,
dass es irgendwann auch wieder friedlicher sein wird.

Nach dem anstrengenden Morgen und dem gemeinsamen 

Mittagessen bin ich dann so müde dass ich mir 
in der Mittagspause ein Nickerchen gönne. 
Allerdings wollen das alle meiner Kollegen 
zur gleichen Zeit. Darum komme ich nicht jedes Mal 
zur Ruhe und manchmal stehe ich dann lieber wieder auf,
als neben den anderen Unruhestiftern liegen zu bleiben. 
Naja, es gibt zuhause ja auch noch ein Bett 
wo ich dann wirklich meine Ruhe habe! 

Nach der Pause geht es weiter. 

Ich brauche immer ein bisschen Zeit bis ich 
wieder fit werde und nochmal die Leistung erbringen 
kann, die von mir erwartet wird.  
Manche meiner Kollegen sind zu dieser Zeit 
schon in den erholsamen Feierabend gegangen. 
Bei mir ist dieser jedoch jeden Tag unterschiedlich. 
Je nachdem wann mich mein Taxi hier abholt. 
Diese Zeit der Warterei ist dann alles andere 
als schön. Aber es gibt auch Tage, an denen ich 
es genieße, in Ruhe am Nachmittag meine Arbeit 
verrichten zu können ohne ständig von den anderen 
Kollegen gestört zu werden. 

Oh! Wie ich sehe kommt gerade der Taxifahrer 

und holt mich ab. 
Was ich nach der Arbeit noch mache ist mir nie 
ganz klar, also lasse ich mich mal überraschen 
was der Abend bringt...


Aber was ich sicher weiß ist, dass mich Mama 

und Papa heute Abend mit meiner Lieblingsgeschichte 
ins Bett bringen, bevor ich morgen wieder 
in die Kita gehe. Und das ist mit Abstand 
das Schönste für mich am ganzen Tag!

Gute Nacht und bis morgen!


(Eine Alltagsgeschichte aus der Sicht eines Krippenkindes/von Erzieherin Tamara Meseck)





Warum ich diese Geschichte geschrieben habe?
 
Ich arbeite schon einige Jahre als Erzieherin, sammelte Erfahrungen 
in der Arbeit mit Eltern und Kindern nicht nur in der Kita und Krippe 
sondern auch in Heim und Klinikum. 
Häufig bemerkte ich bei Gesprächen mit Erwachsenen und Eltern, 
wie die Sicht und die Meinung über den Alltag der Kinder in einer 
Einrichtung weit entfernt sind von der tatsächlichen Realität und 
meiner Beobachtung als Erzieherin in einer solchen Einrichtung. 
 
Ich fragte mich auch häufig, warum Erwachsene den Alltag der Kinder 
als "Spielerei", "Langweilig", oder "wenig herausfordernd" wahrnehmen. 
Wo sie hier doch so viel elementares Lernen: laufen, essen, sprechen, 
warten müssen, geduldig sein, sind nur wenige Beispiele. 
Wenn man bedenkt, wie lange die Kinder täglich ihre Zeit in einer Einrichtung 
verbringen fragte ich mich auch, warum nur bei einem erwachsenen 
Menschen und nicht auch bei Kindern die Regelung gilt, 
nicht länger als 8 Stunden täglich arbeiten zu müssen. 
 
Hier kommt noch hinzu, dass wir uns als Ewachsene selbst 
Raum schaffen können, 
uns zurückziehen können wenn es uns zu viel wird, 
uns nicht ständig von anderen in die Arbeit gepfuscht wird, 
oder die Büroutensilien vom Tisch gefegt werden, wir keine großen 
Auseinandersetzungen haben mit 10 gleichaltrigen Kollegen die in 
der gleichen "Phase des Lebens sind" wie wir -
und wir sogar, 
wenn es uns nicht passt, den Arbeitsplatz wechseln können. 

Diese Geschichte soll nur ein kleiner Einblick sein in die 
tägliche "Arbeit" eines Kindes in einer Einrichtung. 
Damit wir das Ganze einmal aus anderen Augen sehen 
und schätzen, 
was diese kleinen besonderen Wesen 
täglich leisten!